Urs Bitterli: Die "Wilden" und die "Zivilisierten" - Grundzüge einer Geistes- und Kulturgeschichte der europäisch-überseeischen Begegnung. München: Beck, 1976
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Bibliographie
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Urs Bitterli: Die "Wilden" und die "Zivilisierten" - Grundzüge einer Geistes- und Kulturgeschichte der europäisch-überseeischen Begegnung. München: Beck, 1976
Die vier Typen der Begegnung Europas mit dem Anderen, die sich bis zum 18. Jahrhundert herausgebildet hatten und „Modellcharakter beanspruchen dürfen“ [81] Kulturberührung: „… das in seiner Dauer begrenzte erstmalige oder mit großen Unterbrüchen erfolgende Zusammentreffen einer kleinen Gruppe von Reisenden mit Vertretern einer geschlossenen archaischen Bevölkerungsgruppe“ [81]. Beispiele für Amerika sind: Kolumbus; Cook und Bougainville im Pazifik. Bitterli spricht von der „starken“ Position der Europäer im Gegensatz zu den Eingeborenen, womit er die Quellen sehr schematisch analysiert. Doch verweist er darauf, dass viele der Europäer schlecht gebildet waren und sehr einseitige wirtschaftliche Interessen verfolgten, was ihre Gewaltbereitschaft erkläre [85]. Zudem erlangten Personen, die zuhause marginalisiert waren, plötzlich Macht, was eine gewalttätige Einstellung ebenfalls förderte. Allerdings gab es auch Ausnahmen, nämlich die Kulturüberläufer.
Kulturkontakt: mehrere Faktoren: rückläufige Verbindungen zum Mutterland ließen sich ausbauen, und aus der Berührung wurde „ein dauerhaftes Verhältnis wechselseitiger Beziehungen …, ohne dass Landnahme und Kolonisation von europäischer Seite aus beabsichtigt gewesen wären.“ [95] Die Bedingungen waren hierfür, dass sich in den archaischen Gesellschaften Führerpersönlichkeiten herausgebildet hatten, Handelsbeziehungen bestanden und sie sesshaft lebten. Das erwies sich in Amerika als schwieriger als in Indien, der arabischen Welt oder Afrika. Denn: Europäer wollten dort siedeln, guter Boden war aber relativ unzugänglich und die hochorganisierten indigenen Gesellschaften konnten sich schlecht anpassen. [95] Die zwei Ausprägungen für Kulturkontakt waren Handelsbeziehungen besonders der Sklavenhandel, und die Mission (zur Mission in Nordamerika S.109ff, die Indianer waren den Missionaren überlegen, daher scheiterte die Mission).
Kulturzusammenstoß: Bis Ende 18. Jahrhundert waren die ersten beiden Formen die häufigsten. Doch wenn die Begegnung in der Ausrottung und massiven Vertreibung der Ureinwohner mündete, war es eher ein Zusammenstoß [130]. Beispiel für Vernichtung: Haiti (130-6). Beispiel Vertreibung: Nordamerika (137-46). Weiteres Beispiel ist Versklavung.
Kulturverflechtung/Akkulturation: Setzen ein längeres Nebeneinander voraus, aus dem eine „gesellschaftliche Durchdringung“ resultiert. Dieser Prozess ist nie abgeschlossen. Beispiel Brasilien (168-73). Problem war das Überlegenheitsdenken der Europäer [179].